Landschaftsentwicklung im Umfeld der frühbyzantinischen Kaiserstadt Caričin Grad (Serbien)
Autoren
- Markus Dotterweich 1
- dotterweich [at] udata.de
- Felix Köstelbauer 1
- fkoestel [at] hotmail.com
- Rainer Schreg 2
- schreg [at] rgzm.de
Institutionen
1 UDATA GmbH – Umwelt & Bildung
2 Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM)
Abstract
Es wird der Frage nachgegangen, ob im Umfeld der frühbyzantinische Stadt Caričin Grad mittels bodenkundlichen und sedimentologischen Untersuchungen Informationen zur Landnutzungsgeschichte gewonnen werden können und ob sich daraus weitere Hinweise zu den Ursachen für die Aufgabe der Siedlung ableiten lassen. Während einer Feldkampagne in Mai 2016 insgesamt 15 Bodenaufschlüsse angelegt und 15 Bohrungen niedergebracht. Ausgewählt wurden Standorte an natürlichen Abbruchkanten der Unterhänge, Prallhänge in den Talauen sowie die Wände von Erosionsrinnen, die an den Hängen oft bis zu mehrere Meter tief eingeschnitten sind.
Die meist sehr heterogenen Boden-Sedimentfolgen (bis 2 m) spiegelten die überwiegend tonig bis lehmigen Substrate im Einzugsgebiet wider. Eingebettete Steinblöcke weisen mehrere Sturzflutereignisse hin. An mehreren Stellen wurden begrabene Oberböden identifiziert. 14-C Datierungen von Holzkohlen aus den Sedimenten zeigen eine Kumulation von neolithischen, bronzezeitlichen, frühbyzantinischen und spätmittelalterlichen Daten. OSL- Datierungen stehen noch aus.
Bezüglich der frühbyzantinischen Zeit zeigt kann davon ausgegangen werden, dass Landnutzung im Um-feld von Caričin Bodenerosion ermöglichte. Die Sedimente zeigen hierbei überwiegend Phasen, in denen eine schleichende Bodenerosion mit nur einem geringen Abtrag dominierte. Allerdings finden sich auch grobkörnige Sedimente und tief eingeschnittene Erosionsrinnen, die auf Sturzflutereignisse hindeuten. Hierbei wurden größere Mengen an Oberboden hangabwärts geführt. Die daraus resultierende Vernichtung der Ernten, als auch die langfristig wirkenden Folgen einer verringerten Bodenfruchtbarkeit und Bearbeitungsmöglichkeiten, lassen sich durchaus in einem Kausalzusammenhang mit einer einbrechenden Subsistenzwirtschaft stellen. Jedoch sind hierzu neben den noch fehlenden (OSL) Datierungen auch weitere geoarchäologische und archäologische Untersuchungen notwendig.