Irreversible Bodenveränderungen durch historische Waldwirtschaft im Buntsandstein-Odenwald

Autor

  • Rainer Dambeck
    • dambeck [at] em.uni-frankfurt.de
    • website

Institution

Institut für Physische Geographie, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Abstract

Die Region des Buntsandstein-Odenwaldes wurde nach der Schenkung der Mark Heppenheim durch Karl den Großen an das Kloster Lorsch im Jahr 773 AD sukzessive besiedelt. Mit der Anlage der ersten Waldhufensiedlungen griff der Mensch systematisch in den Landschaftshaushalt ein und nutzte den Wald als Rohstoffquelle und Wirtschaftsraum. Zeitweise massive anthropogene Störungen waren lokal die Folge.

Vor allem entlang der Schichtstufe, die den Kristallinen Odenwald vom Sandstein-Odenwald morphologisch weithin sichtbar abgrenzt, sind die Spuren eines intensiven Erz-Bergbaues im Gelände flächenhaft nachzuweisen. Darüber hinaus finden sich an den Hängen zahlreiche Relikte der Köhlerei, die als ovale bis kreisförmige Verebnungen – sogenannte Kohlplatten – im oft steilen Relief auffallen. Es liegt auf der Hand anzunehmen, dass die mit der historischen Nutzung einhergehende Öffnung der Wälder auf den überwiegend sandigen Standorten eine geomorphodynamische Wirkung entfaltete und die Bodenerosion begünstigte.

Belege für vielerorts erfolgte Bodenumlagerungen sind durch die verkürzten oder kolluvial überdeckten Profile von Braunerden gegeben, die den Leitbodentyp in der Region darstellen. Die quasinatürlich induzierten holozänen Hangsedimente wurden postgenetisch häufig von einer Podsolierung erfasst, so dass die nativen Bodenverhältnisse diversifiziert wurden und rezent durch die kleinräumige Variabilität der Bodenformen gekennzeichnet sind. Charakteristisch sind wechselnde Podsolierungsgrade und Übergänge von nicht oder nur gering podsolierten Profilen mit Podsol-Braunerden und Braunerde-Podsolen. Eingestreut kommen zudem Podsole mit einer weit überdurchschnittlichen Solummächtigkeit vor. Dieses vor allem an süd- bis westexponierten Hängen entwickelte Bodenmosaik lässt sich nicht auf klimatische Ursachen oder Bestockung mit Nadelhölzern zurückführen. Auch die Eingriffe durch den Bergbau oder die Köhlerei liefern alleine keinen schlüssigen Erklärungsansatz für die heterogene Bodenentwicklung, so dass weitere Gründe zu erörtern sind.

In diesem Kontext fokussiert der Beitrag eine historische Hackwaldwirtschaft als hypothetische Einflussgröße, da der Anbau von Waldkorn im Buntsandstein-Odenwald zeitweise bis in die jüngere Vergangenheit eine wichtige Bedeutung hatte. Darüber hinaus werden die Folgen der vom Menschen ausgelösten und zum Teil irreversiblen Veränderungen auf die natürlichen Bodenfunktionen aufgezeigt.