Archäologie in der 3. und 4. Dimension - Befunde zum Paläorelief im denkmalpflegerischen Alltag

Autor

  • Martin Nadler
    • Martin.Nadler [at] blfd.bayern.de

Institution

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Abstract

Geländearchäologie wird in der Regel zweidimensional betrieben, dabei aber gern übersehen, daß erst die Einbeziehung der dritten Dimension, d.h. Beobachtung der geologisch-bodenkundlichen Situation am Ort des Geschehens auch den Blick in die vierte Dimension, nämlich die zeitliche Tiefe, eröffnet.

Im Bayerischen Raum ist man mangels eigenständiger systematischer Forschungen oder Erkundungen bislang auf beiläufige Beobachtungen bei Rettungsgrabungen angewiesen, will man die Landschaftsgeschichte in verschiedenen Naturräumen rekonstruieren und verstehen.

Die Datenbasis ist freilich noch sehr dünn, da nur in wenigen Fällen die Gelegenheit genutzt wird, sich um die möglichen geoarchäologischen Beobachtungen zu kümmern und diese sachgerecht zu dokumentieren. Die Zufälligkeit der auftretenden Befunde gewährleistet andererseits einen unvoreingenommenen Blick. Anhand von Beispielen aus Naturräumen mit unterschiedlichen geologisch-bodenkundlichen Voraussetzungen, die mit anthropogenen Nutzungen verschiedener Epochen verknüpft werden können, sollen die Bandbreite einschlägiger Befunde und konkrete Ergebnisse mit teils guten Datierungsansätzen vorgestellt werden. Die kombinierten archäologisch-bodenkundlichen Untersuchungen zeigen z.T. dramatische Veränderungen selbst in kleinsten marginalen Landschaftsteilen im Zusammenwirken mit früher Siedlungstätigkeit.

Es zeigt sich, daß kleinregional größere, auch kurzfristige, Massenverlagerungen und Reliefveränderungen seit dem älteren Neolithikum zu unterschiedlichen Zeiten stattgefunden haben, überregional vor allem aber nach der älteren Eisenzeit.

Der Vortrag möchte mit den vorgestellten Beispielen den in der Feldarchäologie und insbesondere bei den Grabungsfirmen tätigen Mitarbeitern Anregungen und Impulse geben und vor allem den Blick dafür schärfen, wie man, auch mit überschaubarem Aufwand, zu einer systematischen Erhebung brauchbarer geoarchäologischer Befunde kommen kann, um mittelfristig eine breite belastbare Datenbasis bis in Kleinregionen hinein zu schaffen.