Eilende trifft Stinkfluß - Die Rekonstruktion der Auenoberflächen vor der Leipziger Innenstadt

Autoren

  • Ulrike Grimm
    • ulrike.grimm [at] uni-leipzig.de
  • Christian Tinapp

Institution

Institut für Geographie, Universität Leipzig

Abstract

Das 1000 jährige Jubiläum Leipzigs 2015 war Anlass eine Rekonstruktion des damaligen Reliefs zu versuchen. Die bei der Ersterwähnung genannte „urbs Libzi“ befand sich auf einem Geländesporn, welcher im Westen durch die Aue der Weißen Elster ("Eilende") und im Norden durch die Partheaue ("Stinkfluß") abgegrenzt war. Im stark überbauten Innenstadtbereich der Großstadt Leipzig sind die ursprünglichen Auenbereiche im Umfeld des Geländesporn vollständig anthropogen überprägt.

In einem aktuell laufenden Forschungsprojekt wurde eine Methode entwickelt, bereits vorhandene Daten aus geologischen Bohrungen und archäologischen Grabungen in der Innenstadt auszuwerten, ineinander zu integrieren und über die Fläche zu vernetzen. Die Methodik ist bereits validiert. Daraus ist ein 2/3D Modell der Erdoberfläche in der Innenstadt Leipzig´s um das Jahr 1000 entstanden. 

Dieses ist nach dem derzeitigen Stand für die Bereiche außerhalb der Flussauen der ehemaligen Auenlandschaft kohärent und konsistent. Innerhalb der Auen weißt es jedoch diverse Unschärfen im Rahmen der zeitlichen Aufschlüsselung auf. Um auch hier die damalige Oberfläche rekonstruieren zu können, ist es notwendig, die holozäne Genese der Tieflandsauen beider Flüsse zu berücksichtigen. So sind im unteren Tal der Weißen Elster im Verlauf der letzten etwa 7000 Jahre etwa vier Meter Auenlehm abgelagert worden, somit ist der Talboden entsprechend erhöht. Auf der Grundlage früherer stratigraphischer Untersuchungen der Auenablagerungen gilt es die vor 1000  Jahren bestehende Auenoberfläche zu rekonstruieren. Ein bereits mehrfach durch archäologische Funde belegter Auenboden mit slawischer Keramik, etwa einen Meter unter der heutigen Geländeoberfläche, liefert hierfür entscheidende Hinweise. Eine besondere Herausforderung bildet dabei der städtisch besonders stark überprägte Mündungsbereich der Parthe in das Tal der Weißen Elster.

Auf dieser Grundlage wird eine größtmögliche Annäherung an die natürlichen geomorphologischen Verhältnisse in der Weißen Elster- und Partheaue möglich.