Vermeintliche Schwarzerderelikte in der Hellwegbörde (Westfalen) ­– natürlich oder anthropogen?

Autoren

  • Till Kasielke 1
    • Till.kasielke [at] rub.de
  • Katja Wiedner 2

Institution

1 Geographisches Institut, Ruhr-Universität Bochum

2 Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften, Martin Luther Universität Halle-Wittenberg

Abstract

Am Südrand der Westfälischen Bucht treten in der Hellwegbörde inselhaft verbreitete Böden auf, die bisher als degradierte Schwarzerden gedeutet wurden. Im Rahmen einer archäologischen Prospektion wurde ein solches Vorkommen bei Dortmund näher untersucht. In flachen Hangdellen wurde ein bis 0,5 m mächtiger, schwarzer Horizont unter Kolluvium angetroffen, der einer pseudovergleyten Parabraunerde aus Löss aufliegt. In Anbetracht der dunklen Färbung weist der schwarze Boden auffällig niedrige Humusgehalte auf (~ 1 % TOC). Die schwarze Farbe wird durch hohe Gehalte an pyrogenem Kohlenstoff (Black Carbon) verursacht, der bis 25 % des gesamten organischen Kohlenstoffs ausmacht. 14C-Datierungen von Holzkohlenpartikeln aus dem schwarzen Horizont lieferten ein endneolithisches, vier bronzezeitliche sowie zwei mittelalterliche Daten.

Die Geländebefunde und die Ergebnisse der Laboranalysen lassen auf folgende Entwicklung schließen: Durch regelmäßige, gezielt angelegte Brände als Teil einer neolithisch-bronzezeitliche Landwirtschaft (vermutlich eine brandgestützte Feld-Wald-Wechselwirtschaft) entstand ein schwarzer „Brandboden“. Auf die ursprünglich großflächigere Verbreitung deuten die außerhalb der Dellen auftretenden dunklen Toninfiltrationsadern im Unterboden hin, die wie der schwarze Horizont hohe Black Carbon-Gehalte aufweisen. Ab dem Mittelalter wurde der schwarze „Brandboden“ durch Bodenerosion vollständig abgetragen und in den Hangdellen zusammengeschwemmt, wo er nachträglich von einem hellbraunen Kolluvium überdeckt wurde.

Die Befunde aus dem Untersuchungsgebiet weisen große Ähnlichkeit zu anderen vermeintlichen Schwarzerderelikten im Bereich der Hellwegbörden auf. Auch diese Vorkommen sind vermutlich nicht als degradierte, natürlich entstandene Tschernoseme, sondern als Relikte prähistorischer Landwirtschaft zu deuten.