Landschaftswandel im Tertiären Hügelland seit dem Spätmesolithikum

Autoren

  • Katrin Geiger 1
    • katrin.geiger [at] uni-koeln.de
  • Karsten Schittek 2
  • Bertil Mächtle 2
    • bertil.maechtle [at] uni-heidelberg.de
  • Wolfgang Schmid 4
  • Wolfgang Czysz 3
  • Frank Schäbitz 5

Institutionen

1 Institut für Geographiedidaktik, Universität zu Köln

2 Geographisches Institut, Universität Heidelberg

4 Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

5 Büro für Geo-Ressourcen

6 Institut für Geographiedidaktik

Abstract

m Rahmen eines Forschungsprojektes zur Vegetationsgeschichte im Bereich des Tertiären Hügellandes im Bayerischen Alpenvorland wurden Torfbohrkerne hinsichtlich paläoökologischer Fragestellungen untersucht und Proben mittels der Pollen- und Makrorestanalyse ausgewertet und datiert. Dabei konnten die Prozesse des menschlichen Eingriffs in die Vegetation bis ins Spätmesolithikum rekonstruiert werden, die in diesem Vortrag vorgestellt werden. Die Bohrungen dieses Projektes des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege wurden an einer römerzeitlich interessanten Lokalität im Unterzeller Bachtal in Dasing bei Augsburg durchgeführt. Für die naturwissenschaftliche Auswertung wurde die Arbeitsgruppe Paläoökologie (Institut für Geographiedidaktik) der Universität zu Köln beauftragt. Am Standort wurde ein, in Niedermoortorf eingebetteter Römerstraßendamm gefunden, der aufgrund dendrochronologischer Datierung eines bearbeiteten Eichenpfahls ins 1. Jahrhundert n. Chr. zu stellen ist. Aufgrund der Fundsituation im Torf ergab sich die Frage nach der möglicherweise guten Pollen- und Pflanzenkonservierung, die letztlich zur Fragestellung der Rekonstruktion der Landschaftsgeschichte führte. Die Bohrungen erfolgten als Transekt durch die Römerstraße, sodass die für die paläoökologischen Analysen zur Verfügung gestellten Torfbohrkerne aus einem vom Schotterdamm ungestörten Bereich stammen.

Für die vorliegende Studie wurden Pollen, Nichtpollen-Palynomorphe (NPPs), Pilzsporen, botanische, zoologische, mineralische Makroreste, sowie Holzkohlepartikel der Mikro- und Makrofraktion ausgewertet. Die Anwendung des Alters-Tiefen-Modells auf die Ergebnisse ergibt ein maximales Alter der Torfe von ca. 15.500 cal B.P im Bereich von 2 m Tiefe. Aus den Analysen der Makroreste lässt sich eine Entwicklung des Niedermoores im Unterzeller Bachtal während des Spätglazials rekonstruieren. Ein frühester Eingriff des Menschen in die Naturlandschaft ist für das späte Mesolithikum durch Akkumulation von Holzkohlepartikeln nachweisbar, die auf eine vermutlich intensive Nutzung des Feuers hindeuten. Während des frühen Neolithikums siedelten erste Ackerbauern auf den fruchtbaren Lössböden, die die Wälder intensiv bearbeiteten, wodurch sich Offenland einstellte. Mit Auflichtung der Vegetation und höherer Sonneneinstrahlung breiteten sich in den feucht-sumpfigen Bereichen des inzwischen von Nasswiesen geprägten Unterzeller Bachtals lichtliebende Pflanzen aus. Die Seggenbestände des Feuchtgebietes wurden wahrscheinlich zur Produktion von Heu genutzt. Der kulturelle Wandel während der Metallzeiten hin zu handwerklichen Tätigkeiten und Bergbau führte zu einer leichten Erholung der Waldbestände. Für die Römerzeit kann erneut eine intensive Nutzung der Wälder, sowie die Kultivierung bestimmter Pflanzen rekonstruiert werden. Während der Völkerwanderungszeit und der Mittelalterlichen Warmzeit erholten sich erneut die Waldbestände. Während der Kleinen Eiszeit profitierten vor allem Pflanzen, die feuchte Klimabedingungen bevorzugen, und zeigen regional wie lokal eine erhöhte Ausbreitung.