Geoarchäologische Untersuchungen an holozänen Dolinenfüllungen des mittelfränkischen Gipskeupers

Autoren

  • Simon Meyer-Heintze 1
    • simon.meyer-heintze [at] uni-wuerzburg.de
  • Martin Krech 1
  • Rita Beigel 2
  • Tobias Sprafke 3
  • Martin Nadler 4
  • Felix Wagner 4
  • Elizabeth Solleiro-Rebolledo 5
  • Jaime Diaz Ortega 5
  • Bodo Damm 6
  • Frank Falkenstein 2
  • Birgit Terhorst 1

Institutionen

1 Institut für Geographie und Geologie, Lehrstuhl für Physische Geographie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg

2 Institut für Altertumswissenschaften, Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie, Julius-Maximilians-Universität WürzburgWürzburg;

3 Geographisches Institut (GIUB), Paläo-Geoökologie, Universität Bern

4 Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

5 Institute of Geology, National Autonomous University of Mexico (UNAM)

6 Angewandte Physische Geographie (Department II), Universität Vechta

Abstract

Der mittelfränkische Gipskeuper ist in der Windsheimer Bucht, welche sich nördlich der Keuperschichtstufe der Frankenhöhe anschließt, bereichsweise tiefgreifend verkarstet. Dolinen bilden heute deutliche Hohlformen in der Landschaft, wurden aber auch häufig seit dem Frühholozän sukzessive mit Pedosedimenten verfüllt. Die enthaltenen Paläoböden und Kolluvien sind Archive der landschaftsgeschichtlichen Entwicklung. Durch die wirtschaftliche Nutzung der Gipsvorkommen werden weitflächige Areale aufgeschlossen und die Morphologie des oberflächennahen Untergrundes freigelegt. Im Rahmen abbaubegleitender archäologischer Maßnahmen werden insbesondere Befunde bronzezeitlicher Kulturen dokumentiert sowie der pedologisch-/sedimentologische Kontext analysiert. Die Erhaltung und der Fundreichtum der Kulturschichten ist für Nordbayern außergewöhnlich und die geoarchäologischen Untersuchungen werden im Rahmen von interdisziplinären Projekten durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt.

In den umgelagerten Substraten, welche sich rein sedimentologisch kaum differenzieren lassen, bildet insbesondere die Methode der Mikromorphologie eine Möglichkeit Stadien der Landschaftsentwicklung zu erfassen. Der vom geologischen Ausgangssubstrat ererbte hohe Tonanteil und die hiermit stark ausgeprägte Peloturbation stellen bei der Identifizierung und Interpretation pedogener Merkmale eine besondere Herausforderung dar.

Die Basis der Dolinenfüllungen besteht in der Regel aus periglazial verlagertem Keupermaterial. Die darüber liegenden Sedimente waren zeitweise im Einfluss des ehemaligen Grundwasserbereichs und sind vergleyt. Im Hangenden befindet sich häufig ein gut entwickelter Paläoboden mit Merkmalen von Toneinwaschung. Den Abschluss bilden Kolluvien, die sich vor allem durch Radiokohlenstoffdatierungen trennen lassen. Darüber hinaus lassen die Alter in Verbindung mit der Pedologie Rückschlüsse auf mögliche Aktivitäts- und Stabilitätsphasen innerhalb der Landschaft zu. So wird der Einfluss des prähistorischen Menschen auf Karstdynamik und Bodenentwicklung deutlich.