Konzeptionelle geoarchäologische Arbeit als ein Bindeglied zwischen Planung, Grabung und wissenschaftlicher Forschung – die Kolluvien von Dettenheim

Autoren

  • Stefanie Berg-Hobohm 1
    • Stefanie.Berg-Hobohm [at] blfd.bayern.de
  • Britta Kopecky-Hermanns 2
    • hermanns.kopecky [at] t-online.de
  • Holger Rittweger 3
    • info [at] mobileslandschaftsmuseum.de
  • Arne Schmid-Hecklau 4
  • Birgit Schneider 5
    • bschneid [at] rz.uni-leipzig.de
  • Hans von Suchodoletz 5
    • hans.von.suchodoletz [at] uni-leipzig.de
  • Barbara Zach 6
    • b.zach [at] uni-hohenheim.de
  • Christoph Zielhofer 5
    • zielhofer [at] uni-leipzig.de

Institutionen

1 Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

2 Büro für Bodenkunde und Geoarchäologie

3 Büro für Landschafts- und Paläoökologie

4 Fa. ARCHBAU

5 Institut für Geographie, Universität Leipzig

6 Archäobotanik Labor ZACH

Abstract

Eine archäologische Ausgrabung im Bereich eines neuen Bundesstraßenabschnitts in den Jahren 2014 und 2015 bei Dettenheim östlich des Karlsgrabens, der seit 2012 im Rahmen des Schwerpunktprogramms DFG 1630 „Häfen von der Antike bis ins Mittelalter“ interdisziplinär untersucht wird, ist von Beginn an mit einer vollständigen geoarchäologischen Betreuung ausgestattet worden. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hatte dies gefordert, da unter einem im späten Mittelalter aufgeschütteten Damm sowohl der ursprüngliche Verlauf der Rezat als auch frühmittelalterliche Gräben vermutet wurden.

Die 2,7 km lange Neubaustrecke der Bundesstraße liegt im Übergangsbereich zwischen dem flachwelligen Keuper-Lias Land und der steilen Frankenalb. Entgegen den Erwartungen fanden sich in der Rezataue überraschenderweise sehr gut erhaltene archäologische Befunde unter meterdicken Kolluvien: darunter eisenzeitliche Siedlungs- und Grabbefunde (750 – 250 v. Chr.) und eine völkerwanderungszeitliche Siedlung (5./6. Jh. n. Chr.). Damit ergaben sich einzigartige Möglichkeiten, die Entwicklung der Rezataue seit Beginn der Eisenzeit sowohl in landschaftsgenetischer als auch in archäologischer Hinsicht zu erforschen.

Anhand mächtiger Aufschlüsse im Bereich geplanter Brückenbauwerke konnte z.B. eine durchgehende Bodencatena parallel zur ehemaligen Rezat dokumentiert und beprobt werden. Die dort dokumentierten bis zu 3 m mächtigen polygenetischen Kolluvien werden derzeit chronostratigraphisch, sedimentologisch, archäobotanisch und paläoökologisch von der Universität Leipzig, Holger Rittweger und Barbara Zach untersucht. Neben OSL- und 14C-Datierungen werden hierfür Korngrößen, Kalk-, TOC- und Elementgehalte, umweltmagnetische Parameter sowie Makroreste untersucht. Erste Ergebnisse zeigen drei intensive Kolluviationsphasen in dem Gebiet, wobei die erste offenbar während der Späteisenzeit, die zweite während Völkerwanderungszeit und Frühmittelalter und die dritte während des Hochmittelalters stattfand.