‚Lacul Gorgana‘ – Ein Paläosee als Geoarchiv für kupferzeitliche Siedlungsaktivität

Autoren

  • Dirk Nowacki
    • website
    • nowacki [at] em.uni-frankfurt.de (email)
  • Jürgen Wunderlich

Institution

Institut für Physische Geographie, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Altenhöferallee 1 60438 Frankfurt am Main

Abstract

Im Rahmen umfangreicher geoarchäologischer Untersuchungen entlang der Unteren Donau, Südrumänien, standen die Landschaftsentwicklung und ihre Wechselwirkung mit der menschlichen Besiedlung während des frühen und mittleren Holozäns im Vordergrund. In diesem Gebiet existierte während des Neolithikums und der Kupferzeit eine Reihe von Siedlungshügeln direkt an bzw. im Auenbereich. Zu diesen gehört der Siedlungshügel von Pietrele, ‚Mǎgura Gorgana‘, dessen nähere Umgebung der Ausgangspunkt umfangreicher geomorphologischen und sedimentologischen Untersuchungen darstellt. Durch die Entdeckung eines ausgedehnten Paläosees, im weiteren als ‚Lacul Gorgana‘ bezeichnet, welcher im Verlauf des Holozäns ausgedehnte Bereiche der Donauaue bedeckte, steht ein hervorragendes Geoarchiv zur Verfügung, welches gestattet, Rückschlüsse auf die Genese des Paläomilieus des Sees, der Landschaftsentwicklung und der Mensch-Umwelt-Beziehung zu ziehen.

Im Verlauf der Untersuchungen wurden bisher mehr als 190 Rammkernsondierungen mit bis zu 18 m Tiefe entlang der Unteren Donau durchgeführt. Zu dem verwendeten Methodenspektrum gehören neben geochemischen Analysen und mikrofaunistischen Untersuchungen auch Isotopenanalysen. Der chronologische Rahmen leitet sich aus AMS-14C- und OSL-Datierungen ab. Die Ergebnisse der umfangreichen Multi-Proxy-Analysen belegen nicht nur den lakustrinen Charakter der Sedimente, sondern erlauben auch Rückschlüsse auf die räumliche Ausdehnung des Paläosees und ermöglichen die Identifikation markanter Milieuänderungen innerhalb der Stratigraphie.

Die räumliche Ausdehnung des Paläosees und die Gründe für seine Entstehung sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch unbekannt. Aufgrund des Zeitpunktes der Entstehung des ‚Lacul Gorgana‘, vermutlich im Verlauf des 8. Jahrtausends vor Christus, ist jedoch ein Zusammenhang mit der Transgression des Schwarzen Meeres naheliegend. Die bisherigen Ergebnisse geben nicht nur Aufschluss über die Mensch-Umwelt-Wechselwirkungen sondern führten auch zu einem Perspektivwechsel in der Archäologie.