Das ehemalige Reichsparteitagsgelände in Nürnberg: Welche Sprache sprechen Boden und Steine heute?

Autor

  • Armin Skowronek
    • website
    • askowronek [at] uni-bonn.de (email)

Institution

Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz, Bereich Bodenwissenschaft, Universität Bonn, Nußallee 13 D-53115 Bonn.

Abstract

Unter den Staats- und Parteibauten des „Dritten Reichs“ stellt das ehemalige Reichsparteitagsgelän-de in Nürnberg die größte architektonische Hinterlassenschaft dar. Ziel der sechs Reichsparteitage (1933-1938) war es, Führerzentrierung sowie Treue und Gehorsam der „Volksgemeinschaft“ herzustellen.
Folgende Bauten sind erhalten: das 285 m x 312 m große Zeppelinfeld (1935-37, A. Speer), die 1600 m lange und 60 m breite Große Straße nebst Gehsteigen und Stufenanlagen (1935-39 unvollendet, A. Speer) und der Kongreßbau (1935-43 unvollendet, Ludwig u. Franz Ruff [1878-1934 u. 1906-1979]) mit 275 m x 265 m Grundfläche. Architektonisch zählt auch das Umspannwerk (1937-39, A. Speer) dazu. 1967 riß man die Pfeilerhallen der Haupttribüne des Zeppelinfeldes ab, und 1973 entfernte man die 22 m hohen Kopfbauten zur Hälfte und entsorgte Bauschutt. 1984 wurde der “Goldene Saal” restauriert. Äußerlich ist die Tribüne eine Ruine. Ihre auf 12 Jahre veranschlagte Bausicherung soll 73 Millionen €uro kosten.
Das ehemalige Märzfeld (1938-40 unvollendet, A. Speer) und die Lagerzone wurden nach 1945 beräumt und neu bebaut (Stadtteil Langwasser, 35 000 Einw.), das neue Messezentrum bedeckt den SW-Quadranten neben der Großen Straße. Die Luitpoldarena ist vollständig zum Luitpoldhain rückgebaut. Damit bestimmt nur etwa ein Viertel der NS-Originalbauten das heutige Bild des ehemaligen Reichs-parteitagsgeländes. Die Bodenbedeckung (Wald) macht in diesem – damals offenen – Bereich ca. 20% aus, die Wasserfläche des Dutzendteiches 30%. Seit 1973 stehen Zeppelintribüne und Kongressbau un-ter Denkmalschutz (“Kolossalstil des Dritten Reichs”).
Auch die Versuchstribüne im Hirschbachtal des – nie gebauten – “Deutschen Stadions” und die “SS-Unterkunft” (heute Bamf) außerhalb des Geländes gehören zu dieser NS-Hinterlassenschaft.
Inhalt der Diskussion sind: Inventur und formal- bzw. „polit“ästhetische Ansprache der Baurelikte sowie bautechnische und baugrundgeologische Überlegungen. Gedanken zum heutigen Design von Boden und „Steinen“ bilden den Abschluss.