Phytolith-rich layers from the Early Bronze Age Tell at Borsodivánka (Hungary) - preliminary taphonomic and archaeological implications

Astrid Röpke a, Volker Wilde b, Klára Pusztainé Fischl c, Tobias Kienlin d

a Labor für Archäobotanik, Ur- und Frühgeschichte, Unversität zu Köln
b Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum, Sektion Palaeobotanik, Frankfurt am Main
c Department of Archaeology, Miskolc University
d Ur- und Frühgeschichte, Universität zu Köln

Der Tell von Borsodivanka liegt inmitten einer Flusslandschaft, die dem Theiss-Einzugsgebiet zugehörig ist. Die Schichtenfolge im Tell zeigt im oberen Bereich durchgängig vorhandene weiße Lagen mit 0,3 bis 5 cm Mächtigkeit. Diese weißen Lagen sind in Tells im Nahen Osten kein unbekanntes Phänomen, in Ungarn dagegen bisher weitgehend unerforscht. Es handelt sich zumeist um ehemalige Anhäufungen von Pflanzenmaterial, von dem jedoch nur die Phytolithe (von Pflanzen eingelagertes Siliziumdioxid) erhalten geblieben sind. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass das Ausgangsmaterial nicht eine in situ erhaltene Vegetation repräsentiert hat, sondern zum Tell transportiert wurde. Dabei können, je nach Herkunft und Zusammensetzung, Ablagerungen aus Stall, Küche, Speicherräumen und Druschplätzen vorliegen, oder es besteht ein Zusammenhang mit der Auskleidung von Fußböden als Matten oder Einstreu als Dachbedeckung und Isolierung.

Kombinierte archäologische, mikromorphologische und paläobotanische Untersuchungen haben erste Informationen zur Zusammensetzung und Entstehung der weißen Lagen im Tell von Borsodivánka geliefert. Mikromorphologische Analysen sowie auch zahlreiche REM-Aufnahmen zeigen übereinstimmend, dass die untersuchten Proben vorwiegend aus den dicht gepackten Resten verschiedener Gramineen aufgebaut sind. Kultivierte Gräser wie auch Schilf könnten Teil der Ablagerung sein, eine nähere Zuordnung steht jedoch noch aus. Die Mikrolaminierung sowie minerogene Einschaltungen in denen mineralische und anthropogene Bestandteile horizontal orientiert sind sprechen für eine in situ-Situation und lassen auf einen regelmäßigen Begang schließen. Nur sporadisch auftretende fäkale Spherulite machen Dung als Ausgangsmaterial unwahrscheinlich, ebenso weisen mikromorphologische Analysen sowie die relative Seltenheit und geringe Größe von Holzkohlepartikeln darauf hin, dass das Phytolith-reiche Material keine Hitzeeinwirkung erfahren hat.

Die nahezu ausschließliche Erhaltung kieseliger Substanz in den weißen Lagen, die nicht zuletzt auch infolge der Zersetzung des organischen Materials stark verdichtet sind, wirft interessante taphonomische Fragestellungen auf. Insbesondere gilt es zu klären, wie weit Lösung und Wiederausfällung von Kieselsäure zu pseudomorphen Bildungen und morphologischen Veränderungen der Phytolithe geführt haben. Auch die chemischen Bedingungen, unter denen die vorliegende Art der Erhaltung möglich ist, sind noch nicht geklärt.