Natürliche Entwicklung und anthropogene Veränderung von Böden in einer früh- bis postklassischen Maya-Siedlung in Mexiko
Katja Kothieringer a, Karsten Lambers b
a Universität Bamberg
b Universität Leiden
In unserem Beitrag geht es um erste Ergebnisse einer geoarchäologischen Feldkampagne in Dzehkabtún, einer früh- bis postklassischen (ca. 300-1100 n. Chr.) Maya-Siedlung auf der Halbinsel Yucatán, Mexiko. Dieser Fundort wird bereits seit einigen Jahren archäologisch untersucht. Ziel des geoarchäologischen Forschungsprojekts ist die kleinräumige Untersuchung von Böden vor allem auf Freiflächen zwischen den einzelnen Hofgruppen der Siedlung, um anhand der Verteilung von Bodentypen räumliche und zeitliche Muster sowohl ungestörter Entwicklung als auch anthropogener Überprägung der Böden erkennen zu können.
Die klassische Maya-Kultur auf dem Gebiet der heutigen Staaten Mexiko, Guatemala, Belize und Honduras ist bekannt für ihre kulturellen Errungenschaften in Astronomie, Mathematik, Architektur und Kunsthandwerk. Maya-Siedlungen waren jedoch lange nur unzureichend bekannt, da sich archäologische Untersuchungen im schwierigen Umfeld des dichten Waldes zumeist auf monumentale Steingebäude in den Zentren (Herrschersitze) beschränkten. Erst als im Zuge großer Survey-Projekte auch die Außenbereiche der Siedlungen erforscht wurden, rückten Fragen nach der Siedlungs- und Wirtschaftsweise in den Mittelpunkt.
Generell wird die Struktur von Maya-Siedlungen dominiert von locker gestreuten Hofgruppen, in denen Wohn- und Wirtschaftsgebäude auf einer gemeinsamen Plattform um einen Hof gruppiert sind. Zwischen den Hofgruppen finden sich Freiflächen, für die eine intensive gartenbauliche Nutzung angenommen wird. Eine solche setzt geeignete Böden voraus, doch wurden Böden in Maya-Siedlungen bisher kaum untersucht. Die Bodengüte dürfte nicht nur in der Krise der Endphase der klassischen Maya-Kultur eine Rolle gespielt haben, sondern bereits in der Frühphase, als zunächst gute Böden, später weniger ertragreiche Böden für die wirtschaftliche Nutzung erschlossen wurden. Die Kontrolle des Zugangs zu guten Böden könnte demnach die Herausbildung einer wirtschaftlichen und politischen Elite befördert haben. Somit wäre die Bodengüte nicht nur von ökonomischer und ökologischer, sondern auch von sozialer und politischer Bedeutung für die Entwicklung der Maya-Kultur.
Erste bodenkundliche Untersuchungen in Dzehkabtún zeigen, dass die Bodenbildung zwischen den Hofgruppen kleinräumig dispers verläuft: es finden sich durch Bodenerosion überprägte Böden (Kolluvisole) mit einem hohen Anteil an Keramik-, Holzkohle- und Grobbodenfragmenten, sowie tiefgründige rote Böden (Luvisole) ohne offenkundigen anthropogenen Einfluss. Hohe Tongehalte (50-70%) in den Bt-Horizonten der Luvisole weisen auf autochthone Entstehung durch Verwitterungsprozesse hin; jedoch sind recht hohe Schluffgehalte ein Indiz für Bodengenese mit äolischem Eintrag. Die Luvisole können daher vermutlich als polygenetisch eingestuft werden. Im Rahmen künftiger Kampagnen soll dies mittels mikromorphologischer Analysen überprüft werden. Eine zeitliche Einordnung der Bodenentwicklung soll mittels eines umfassenden Datierungsprogramms (14C, OSL) erfolgen. Aus dem Verbund an archäologischen und bodenkundlichen Daten sollen letztlich Zusammenhänge zwischen Siedlungs- und Bodenentwicklung erschlossen werden.