Regionale Vegetationsgeschichte und lokale Moorentwicklung der letzten 15.000 Jahre am Standort Unterzeller Bachtal bei Dasing (Bayern) durch Auswertung von Torfbohrkernen aus der Römerstraße Via Claudia Augusta
Auzgezeichnet als bestes studentisches Poster
Katrin Geiger a, Karsten Schittek a,b, Wolfgang Schmid c, Wolfgang Czysz d, Frank Schäbitz a
a Cologne Paleoecology Working Group (COPA), Institut für Geographiedidaktik, Universität zu Köln
b Geographisches Institut, Universität Heidelberg
c Büro für Geo-Ressourcen & Beratung, München
d Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Thierhaupten
Im Rahmen des Projektes „Die Römerstraße im Unterzeller Bachtal bei Dasing, eine Studie zur Landschaftsgeschichte im Alpenvorland“, initiiert durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in Thierhaupten, werden neue Ergebnisse vegetationsgeschichtlicher Analysen dieser archäologisch interessanten Region vorgestellt.
In den vergangenen Jahren wurde am Untersuchungsort im Unterzeller Bachtal bei Dasing (ca. 14 km östlich von Augsburg) ein weiteres 1,5 km langes Teilstück eines Straßendamms der Römerstraße Via Claudia Augusta entdeckt, weitere anthropogen bearbeitete Hölzer wie der Holzunterbau der Römerstraße, sowie ein Eichenpfahl, der dendrochronologisch ebenfalls auf die Römerzeit datiert wurde (CZYSZ & SCHMID 2013). In einer Transektbohrung durch den vermoorten Talgrund wurden Bohrkerne gewonnen, die den gesamten Querschnitt der Römerstraße repräsentieren. Für dieses Projekt wurden Torfbohrkerne analysiert, die aus dem ungestörten Teil der Römerstraße stammen. Diese dienen als Grundlage für die Rekonstruktion der Entwicklung der regionalen prähistorisch-historischen Landschaft (CZYSZ & SCHMID 2013).
Die vorliegenden Ergebnisse basieren auf der Auswertung des Probenmaterials durch palynologische und makrorestanalytische Methoden. Neue AMS-Radiokarbondatierungen dienten zur Erstellung eines Alters-Tiefen-Modells, das eine wichtige stratigraphische Basis zur Bildung der Hypothesen zur Rekonstruktion der spätglazialen und holozänen Vegetationsgeschichte im Unterzeller Bachtal darstellt. Die neuen Datierungen und die Analyseergebnisse leisten einen weiteren Beitrag zur pollenanalytischen Untersuchung des Alpenvorlandes der letzten 15.000 Jahre. In Bayern zeigen sich diesbezüglich noch große regionale Lücken, da vor allem moderne 14C-datierte Pollenprofile des östlichen Tertiärhügellandes, des ostbayerischen Jungmoränenlandes und der Iller-Lech-Platte fehlen (FRIEDMANN & STOJAKOWITS 2014).
Entwicklungsgeschichtlich präsentiert sich in den ältesten Bereichen ein periglaziales Gebiet mit Steppenvegetation und einer begleitenden, frühen Ausbreitung von Pinus sylvestris um ca. 13.000 BP. Auf die beginnende lokale Niedermoorbildung im Unterzeller Bachtal während der Jüngeren Dryaszeit folgen wechselnde Phasen verstärkten Bewuchses mit torfbildenden Niedermoorpflanzen wie Carex oder Juncaceen, und Phasen mit Austrocknung des Moores durch Klimaerwärmung oder durch Drainagemaßnahmen in jüngerer Zeit. Neben natürlich bedingten Waldbränden in Zeiten erhöhter Biomasse, lässt sich ein möglicher früher Eingriff in die Wälder durch mesolithische Jäger mit intentioneller oder nicht-intentioneller Absicht durch hohe Konzentrationen von Holzkohlepartikeln in den Proben vermuten. Ab dem Neolithikum zeigt sich ein allgemeiner Wandel der Natur durch die Besiedlung der Region Augsburg mit frühen Ackerbauern. Ackerunkräuter und ein erheblicher Rückgang der Nadelwälder deuten auf eine starke Öffnung der Landschaft. Im jüngeren Subatlantikum lassen sich kulturelle Veränderungen in der Lebensweise der Bevölkerung annehmen, die Spezialisierung und Fokussierung auf handwerkliche Tätigkeiten und Bergbau führt offenbar zur Erholung der Wälder und einen Rückgang der Ackerunkräuter. Gerade zu Beginn der Römerzeit präsentiert sich das Unterzeller Bachtal zum Teil vermoort und sumpfig und war vermutlich von ausgedehnten Niedermooren geprägt, so dass die Berichte von Tacitus über die „scheußlichen Sümpfe“ (HEINE 1986) germanischer Landschaften nachvollzogen werden können.
Literatur:
- CZYSZ, W. & SCHMID, W. (2013): Die Römerstraße im Unterzeller Bachtal bei Dasing im Lkr. Aichnach-Friedberg. Eine Studie zur Landschaftsgeschichte im Alpenvorland. Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege (54), p. 31-34.
- FRIEDMANN, A. & STOJAKOWITS, P. (2014): Die Öffnung der Landschaft im bayerischen Alpenvorland. In: Berichte der Reinhold-Tüxen-Gesellschaft, Bd. 26.
- HEINE (1986): Caesar-Tacitus, Berichte über Germanen und Germanien. Phaidon-Verlag.