Stallmistdüngung und die Datierung frühen Weinbaus am Beispiel Johannisberg im Rheingau
Peter Haupt
Seit Jahrtausenden düngen Menschen landwirtschaftliche Nutzflächen mit den Exkrementen ihrer Haustiere, die Stallmistdüngung ist fester Bestandteil antiker und mittelalterlicher Agrarlehrbücher. Gelangten in diesen Dünger Küchen- und Haushaltsabfälle, bis zum Kehricht von Hof und Straße, so bietet sich über enthaltene Keramik eine Datierungsmöglichkeit des Düngevorgangs - und umgekehrt der landwirtschaftlichen Nutzung bestimmter Flächen. Im Umfeld des ehemaligen Benediktinerklosters Johannisberg im Rheingau wurde so versucht, Daten zur Altersbestimmung landwirtschaftlicher Aktivität (in den Steillagen insbesondere Weinbau) zu gewinnen. Bei archäologischen Prospektionen konnten Lesefunde der vorrömischen Zeit bis in das 20.Jahrhundert geborgen werden; in der Auswertung zeigten sich die Möglichkeiten und Grenzen der Methode. So hilft die Einbeziehung regionaler und überregionaler historischer und archivalischer Überlieferung maßgeblich bei der Interpretation, während zu bestimmten Zeiten unterschiedliche Praktiken bei der Zusammenstellung des Düngers die Quellenlage verkomplizieren: Die Frage nach Herkunft und Ursache eines Scherbenfunds ist nicht weniger wichtig, als die Datierung des Objekts selbst.